Sprungziele

Gedenken, mahnen, fordern

  • Lägerdorf
DER JOURNALIST MICHAEL LEGBAND SPRACH BEI DER MAIFEIER AM DENKMAL IN LÄGERDORF. Foto: TERESA ARNOLD-LEGBAND

Tag der Arbeit: Kritik kommt von der Gewerkschaft der Polizei in Itzehoe, Klartext in Lägerdorf. Die Norddeutsche Rundschau berichtet:

von Ines Güstrau, Andreas Olbertz

Der 1. Mai, der Tag der Arbeit, wird in Itzehoe traditionell zweigeteilt begangen: Nach einer Kranzniederlegung und kurzem Gedenken am Ehrenmahl auf den Malzmüllerwiesen geht es mit Reden und Parolen auf dem Berliner Platz zur Sache.
Das Itzehoer Mahnmal hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. 1946 wurde es, initiiert vom KZ-Überlebenden Gyula Trebitsch und entworfen vom überzeugten Nationalsozialisten Fritz Höger, eingeweiht. Eines der ersten Mahnmale gegen den Nationalsozialismus in Europa. 1957 wurde es abgerissen und im Stadtpark wieder aufgebaut. „Da es unter einer Baumgruppe stand, gab es Diskussionen mit dem Tenor, ob es versteckt werden solle“, erinnerte der DGB-Kreisvorsitzende Uwe Barkmann auf den Malzmüllerwiesen. Erst 1994 kam das Mahnmal an seinen alten Platz zurück.
Auch der 1. Mai hat als „Tag der Deutschen Arbeit“ eine nationalsozialistische Vergangenheit. Mit der Machtübernahme Hitlers 1933 wurde die Arbeiterbewegung „mit Terror bekämpft“. Auch in Itzehoe, so Barkmann, sei das Gewerkschaftsbüro in der Heinrichstraße seinerzeit beschlagnahmt worden.
In die Gegenwart mit ihren politischen Themen ging es bei der anschließenden Kundgebung auf dem Berliner Platz. „Ungebrochen solidarisch“ lautete das Motto des 1. Mai 2023. Andreas Kropius, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ging in seiner Rede auf gute Arbeitsbedingungen ein. „Dazu gehören auch die Liegenschaften“, macht der Polizist deutlich. Bereits 2017 habe der CDU Staatssekretär Thorsten Geerdts den schlechten Zustand des Polizeihochhauses in Itzehoe drastisch kritisiert.

Neubau für Polizeidirektion kommt nicht voran

Ein Neubau wurde beschlossen. Aktuell gebe es noch immer keine unterschriebenen Verträge. Kropius sprach Klartext: Zwischen verschiedenen Ministerien, Gebäudemanagement des Landes, Stadt Itzehoe und Grundstückseigentümern werden „die Hoffnungen der Kolleginnen und Kollegen auf gute Arbeitsbedingungen zerrieben. Der erste Spatenstich? In weiter Ferne!“ Kropius forderte deshalb ein neues Deutschlandtempo nicht nur für die Industrie.
 

Natürlich ging der Gewerkschafter auch auf die jüngsten Streiks vor dem Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst ein. Flugabsagen, geschlossene Kitas oder stehende Züge mögen zwar störend oder ärgerlich sein, aber das Streikrecht sei in der Demokratie von zentraler Bedeutung. „Tarifverträge auf Augenhöhe setzen den Arbeitskampf vorraus“, betonte Kropius: „Eine Einschränkung des Streikrechts ist mit dem Freiheitsrecht des Grundgesetzes nicht vereinbar.“
 

Journalist Michael Legband hat viel zum Itzehoer Mahnmal und der damit verbundenen Gewerkschaftsgeschichte geforscht. Seine Arbeit wurde in Itzehoe lobend erwähnt. Legband war in diesem Jahr als Redner in Lägerdorf. Der dortige Gedenkstein ist bereits 1961 eingeweiht worden. Viele andere Gedenkanlagen seien erst sehr viel später errichtet worden, berichtete Legband. Mit der Enthüllung des Steins in Lägerdorf gehe einher, dass jährlich der NS-Opfer gedacht werde. „Solche beeindruckende Serie ist wirklich nicht selbstverständlich“, lobte Legband: „Respekt für diese 62 Jahre.“ Legband geißelte in seiner Rede den Ukraine-Krieg und schlug einen Bogen zur bevorstehenden Kommunalwahl. AFD-Kandidaten bezeichnete er als „Arschlöcher“, die in Deutschland niemand brauche. Zur großen Zahl von antisemitischen Gewalttaten in Deutschland sagte Legband: „Für Gewalttäter kann es in einer Demokratie nur einen Weg geben, und der endet im Knast!“
 

Rund 40 Menschen versammelten sich in Wilster zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft im Stadtpark. Neben der stellvertretenden Bürgermeisterin Karin Lewandowski und SPD-Ortsverbandsvorsitzenden Peter Dunkel, nahm vor allem Ingo Lafrentz aus Itzehoe die Feierstunde zum Anlass, an die Menschen zu erinnern, die während des Nationalsozialismus ihr Leben verloren haben. Der ehemalige Geschichtslehrer der Kaiser-Karl-Schule in Itzehoe und Heimatforscher mahnte, dass die grausame Geschichte Deutschlands nicht in Vergessenheit geraten dürfe, denn schon bald werde es keine Zeitzeugen mehr geben. „Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon“, zitierte Lafrentz den KZ-Überlebenden Max Mannheimer. Zusammen mit Karin Lewandowski legte der 82-Jährige ein Gesteck am Mahnmal im Stadtpark nieder.

Alle Nachrichten

De-Mail ermöglicht eine nachweisbare und vertrauliche elektronische Kommunikation. Zudem kann sich bei De-Mail niemand hinter einer falschen Identität verstecken, denn nur Nutzer mit einer überprüften Identität können De-Mails versenden und empfangen.

Wenn Sie uns eine De-Mail an die oben angegebene Adresse senden möchten, benötigen Sie selbst eine De-Mail-Adresse, die Sie bei den staatlich zugelassenen De-Mail-Anbietern erhalten.

Informationen, Erläuterungen sowie Antworten auf häufig gestellte Fragen finden Sie auf der Website www.de-mail.de des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat. Über Ihre konkreten Möglichkeiten, De-Mail für die Kommunikation mit Unternehmen und Behörden zu nutzen, informiert Sie www.de-mail.info.